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Ausführliche Presseinformation

4. Werkleitz Biennale real[work]
vom 5. bis 9. Juli 2000

Zum vierten Mal präsentiert die Werkleitz Biennale – das größte Festival für Kunst und Medien in den neuen Bundesländern – ein breites Spektrum ausgesuchter Beiträge aus den Bereichen Film/Video, Performance, Bildende Kunst und Internet. Sechs FachkuratorInnen haben mehr als 80 künstlerische Positionen aus 17 Ländern eingeladen.

Unter dem Titel real[work] greift die Biennale die aktuelle Diskussion um den sich verändernden Begriff von Arbeit und die damit einhergehende gesellschaftliche Bewertung von Arbeit auf. Vor dem Hintergrund einer ländlichen Region mit einer der höchsten Arbeitslosenraten in Deutschland knüpft die Biennale dabei sowohl an regional als auch international prekäre Fragen an. Das Spannungsfeld der künstlerischen Projekte umfasst unter anderem die Reflexion gegenwärtiger und zukünftiger Arbeitsbegriffe sowie die unmittelbare bzw. modellhafte Gestaltung von gesellschaftlichen Strukturen. Dabei wird die Aufmerksamkeit auf Wunden und Risse einer durch Arbeit konstituierten Gesellschaft gelenkt und deren Grenzen und Möglichkeiten zur Diskussion gestellt. Welche Zukunftsperspektiven bietet eine Gesellschaft, in der Arbeit im klassischen Sinne immer weniger wird? Welche sozialen Integrationsmöglichkeiten eröffnen sich jenseits des Lohnarbeit-Modells?

Die Ansiedlung eines internationalen Festivals in zwei Dörfern einer ländlichen Region bietet ein Experiment des Austausches zwischen den KünstlerInnen, den BesucherInnen und der Bevölkerung und damit vielfältige Möglichkeiten der Vermittlung zeitgenössischer Kunst. Das Dorf als Ausstellungsraum ermöglicht eine ungewöhnliche Realisierung von Beiträgen, die direkten Bezug zu den Orten haben und teils eigens für die Biennale entstehen.


Bereich Bildende Kunst
Corinna Koch (Hamburg) und Christiane Mennicke (Berlin)

Die Umwandlung der "Industriegesellschaft" in eine "Kommunikationsgesellschaft" erfordert nicht zuletzt auch eine kritische Befragung der aus dem Kultursektor hervorgegangenen Wertebildung, die sich nun in wirtschaftlichen Arbeitszusammenhängen wiederfindet: Welche Möglichkeiten und welche Gefahren liegen in der zunehmend positiven Bewertung von Begriffen wie Selbstständigkeit und Kreativität, Eigenverantwortung, soziale und ökonomische Kompetenz? Was bedeutet das zunehmend flexible Agieren von Einzelakteuren in entstandenen und entstehenden Freiräumen, während der Begriff von Arbeit zunehmend alles und jedes, soziale Beziehungen und künstlerische Aktivität umfasst - und welche Verbindlichkeiten kann oder wird die Kultur in Reaktion darauf übernehmen? Künstler und Künstlergruppen mit sehr unterschiedlichen künstlerischen Ansätzen wurden eingeladen, neue Projekte zu entwickeln und bestehende Arbeiten zu zeigen. Dabei haben sich verschiedene Schwerpunkte herausgebildet: Die Frage nach dem Stellenwert von Kommunikation und Produktion, die Herausbildung von Alltags- und Kulturgeschichte, der traditionelle Gegensatz von Arbeit und Freizeit, die Inflation von Wettbewerbsästhetik und Marketingmaßnahmen, das Spannungsfeld von ökonomischer Autonomie und Abhängigkeit in einem globalen Zusammenhang und nicht zuletzt die Frage nach alten und neuen Visionen für eine gesellschaftliche Entwicklung. Von den insgesamt 25 Beiträgen des Bereichs Bildende Kunst sollen hier fünf Projekte die Themenbreite und die unterschiedliche Vorgehensweise verdeutlichen:

Das Schweizer Künstlerpaar Lang/Baumann arbeitet seit einigen Jahren an der Untersuchung zeitgenössischer Gestaltung von Freizeit und Fitness. In humorvoller Weise stellen sie die Frage nach der Umwandlung der Arbeits- in eine Freizeitgesellschaft. Ihr Beitrag für real[work] beruht auf der Weiterentwicklung vorhandener Strukturen: Ein von Jugendlichen in Tornitz amateurhaft angelegter Fitnessraum wird technisch komplettiert, mit einer zeitgemäßen Ästhetik versehen und dem Dorf im Rahmen der Biennale zur dauerhaften Nutzung übergeben.
Den Zyklus von Produktion und Recycling bearbeitet auf charmante und zugleich irritierende Art Nana Petzet. Wie kann die gesamte Produktion von Verpackungen in der täglichen Haushaltsarbeit einer Wiederverwertung in der Gesellschaft zugeführt werden? Unter dem Leit-Motto "Sammeln, Bewahren, Forschen" entwickelt sie neue Konzepte für das Recyceln von Verpackungen und sammelt zweitverwertete Produkte aus dem Alltag. In dieser Weise thematisiert sie die Umverteilung der Arbeit von der gesellschaftlichen Aufgabe in den privaten Bereich. Eine von der Künstlerin zusammengestellte Ausstellung wird ein Spektrum von Eigenbau-Maschinen und -produkten aus DDR-Zeit dokumentieren, während zugleich neue Produkte vorgestellt werden.

Werkleitz.com ist für die Biennale die Bezeichnung einer Firma und einer Gruppe von Künstlern und Kulturschaffenden, die seit 1995 einen Internet-Radiosender unter dem Namen Convex.TV in Berlin betreiben. Die Produktion der Sendungen basiert auf der Verfolgung eigener Interessen innerhalb einer monopolisierten Medienlandschaft. Bewusst wird das Internet, aber auch die reale Radiofrequenz benutzt, um neue Netzwerke auch unabhängig von kommerziellen Interessen zu schaffen. Ausgehend vom Vorbild der amerikanischen Kleinstadt Halfway in Oregon, bei dem die Stadt auf Betreiben einer Marketingfirma offiziell den Namen half.com übernahm, entwickelt werkleitz.com ein ähnliches Szenario für den Biennalestandort.

Christoph Schäfer arbeitet seit 1989 zu Urbanismus, Themenparks, Mode und Alltag. Bestehende Strukturen nicht zu interpretieren, sondern zu verändern, ist Ziel seines Projekts Park Fiction. In dessen Folge hat er gemeinsam mit AnwohnerInnen von St. Pauli die Bebauung des Elbhangs durch alle Behördenebenen hindurch gestoppt und stattdessen einen selbst geplanten Park in Hamburgs ärmsten Stadtteil durchgesetzt. Der öffentliche Planungsprozess für den Park wirft immer wieder die Frage auf, wem eigentlich die Stadt gehört. Schäfers Projekt für real[work] unter dem Titel "Kuh-Handel" bezieht sich auf die einstige Wirtschaftsbeziehungen der DDR mit Kuba. Dabei werden Milchkühe Zitate des französischen Philosophen Guy Debord und Landkarten über die Weide spazieren führen.

Jelka Plate und Malte Willms haben in verschiedenen Zusammenhängen (Mission, Innenstadtaktion) Arbeitsansätze und Methoden künstlerischer Praxis im direkten Kontakt mit einem nicht kunstspezifischen Publikum entwicklet. Für real[work] erarbeiten sie ein neues Projekt, in dem nach Gegenwart und Vergangenheit eines Kulturbegriffs in der ehemaligen DDR gefragt wird. In Form eines Workshops wird diese Untersuchung im direkten Dialog mit den Bewohnern der Dörfer Werkleitz und Tornitz durchgeführt.




Bereich Film/Video
Kuratoren: Marcel Schwierin (Berlin), Florian Wüst (Rotterdam)

Die Auswahl der Filme für real[work] beschränkt sich nicht ausschließlich auf den Bereich von originär künstlerischen Arbeiten - Experimentalfilm und Videokunst -, sondern bezieht auch dokumentarische Ansätze ein. Es werden vor allem solche Filme und Videos präsentiert, die einen neuen Blick auf die komplexen Bezüge zwischen Wirklichkeit und Begriff von Arbeit ermöglichen. Sowohl die Zusammenstellung als auch die Titel und Beschreibungen der acht Filmprogramme wählen bewusst provozierende Formen, um die festgefahrene öffentliche Debatte wenigstens für den Zeitraum des Festivals lebendiger zu gestalten

leisure [work] - Brüder zur Sonne, zur Freizeit!
Die Freizeitgesellschaft scheint die einzige Antwort des Spätkapitalismus auf den Mangel an Arbeit zu sein. In dieser Folge wird auch das Verhältnis von Mühe und Entspannung umbewertet. In Marcel Odenbachs Video Ich mache die Schmerzprobe erscheint das kräftezehrende Training von Bodybuildern als eine Art Freizeitarbeit. Long Weekend - XTC von Rotraut Pape spiegelt das Lebensgefühl einer neuen Generation, die in exzessiven Dauerparties eine Art von Schwerstarbeit vollbringt. Kenneth Angers Kustom Kar Kommandos dagegen fetischisiert und ironisiert ein weit verbreitetes Ritual: die geliebte Bastelei am Automobil.

gender [work] - Zur Technologie des Geschlechts
Die Unterscheidung zwischen Männern und Frauen erscheint ungebrochen gültig im Prospekt der globalisierten Arbeitswelt: Ob es um die Chancen auf Anstellung in Führungsebenen, die Festsetzung des Einkommens oder um sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz geht, Frauen ziehen nach wie vor den Kürzeren im Wettbewerbsrahmen grenzenloser Ökonomie. Die ausgewählten Filme und Videos reflektieren die Bezüge zwischen konkreten Arbeitsbedingungen für Frauen, der ständigen Re-Konstruktion von Geschlechterunterschieden und der (post)feministischen Kritik an der Naturalisierung von Repräsentationsmustern.

heroic [work] - Der Neue Mensch
Die Idee des Neuen Menschen auf der Grundlage einer besseren Gesellschaft war für die gesamte Moderne bestimmend. Am radikalsten wurde dieses Projekt in der Sowjetunion umgesetzt. Zentrales Moment der gewaltigen Umgestaltung war, den Marxschen Theorien folgend, die Arbeit. Heraus kam schließlich jedoch nicht der Neue Mensch, sondern seine Karikatur, der Homo Sovieticus. Derartige Heroisierungen der Arbeit reflektieren Igor und Gleb Aleinikov in Tractors. Vladimdir Tyulkins Film Lord of the Flies porträtiert eine makabere postsozialistische Utopie.

needless [work] - Autonomie und Verweigerung
Die ausgewählten Filmbeiträge reflektieren und konterkarieren dominierende Arbeitsmodelle, indem sie deren absurde Seiten offenlegen. So verweisen etwa die fruchtlosen Bemühungen John Baldessaris mit der unbelehr- wie undankbaren Topfpflanze im Video Teaching a Plant the Alphabet auf den kaum minder großen Unsinn, der in einem Großteil menschlicher Arbeit steckt. Die fordistisch-tayloristische Anpassung des Menschen an Produktionsabläufe übersteigert sowohl Mara Mattuschka, indem sie in Kugelkopf ihren Körper zum Bestandteil der Maschine macht, als auch Tehching Hsieh, der in One Year Performance seine Existenz dem stündlichen Rhythmus der Stechuhr unterwirft.

global [work] - Roger & die Cybraceros
Die Standortverlagerung industrieller Produktion in Billiglohnländer und die Delegierung schlecht-bezahlter, niedrig-qualifizierter Jobs an Einwanderer und Minderheiten sind zwei typische Globalisierungsphänomene. Michael Moore schildert in seinem Dokumentarfilm Roger & Me den Niedergang der Autostadt Flint, nachdem General Motors das zentrale Werk nach Mexiko verlegt hat. In Alex Riveras Why Cybraceros wird die amerikanische Gesellschaft als Ganzes in die Verantwortung genommen. Die Kritik gilt vor allem dem verbreiteten Wunsch nach Billigstarbeitern für nicht-rationalisierbare Dreckarbeit bei gleichzeitiger, aggressiver Verteidigung ethnischer Homogenität.

corporate [work] - Do you know where your brains are?
Trotz maschinenhafter Strukturen betriebswirtschaflicher Organisation, braucht es weiterhin Personen, die ihre "Subjektivität" im Sinne kollektiver Integration einsetzen. Beispielhaft hierfür dokumentiert Harun Farocki im Video Ziele: Die Schulung das psychologische Training deutscher Wirtschaftsmanager. Kommerzieller Erfolg ist offenbar nur durch größtmögliche Identifikation der Angestellten zu gewährleisten. Anders dagegen KünstlerInnen und AktivistInnen, die immer wieder Praktiken zur subversiven Aneignung der Terminologien und Arbeitsweisen von Politik, Wirtschaft und Medien entwickeln. Dafür steht insbesondere die Arbeit der Künstlergruppe ®™ark, wie deren netzaktivistische Kampagne Toywar kürzlich zeigte. Dabei gelang es der Netzkunstplattform etoy, ihren Domainnamen gegen die imperialen Ansprüche des E-Commerzgiganten E-toys zu verteidigen.

my [work] - Vom (berufs)tätigen Leben
Hinter den Koordinaten anonymer Statistiken, der Demoskopie von Einschaltquoten und der Amtssprache verbirgt sich immer noch der einzelne Mensch. my [work] widmet sich dem Charme persönlicher Geschichten vom Leben, von der Arbeit(slosigkeit) und vom Tätigsein. Dazu gehört etwa das Video Familie Strassburger von Bill Meyers, das als Teil einer filmisch-soziologischen Untersuchung über das Alltagsleben in der DDR entstand. In Sandrine Dryver's auf den letzten Kurzfiltagen in Oberhausen preisgekrönter Dokumentation Alter / Egaux erzählen Arbeitslose in kurzen und eindringlichen Statements sowohl vom Verlust ihrer Identität als auch von ihrem zwiespältigen Verhältnis zur Lohnarbeit.

[work] of violence - Die Neue Ordnung
Krieg vernichtet alles, was Menschen aufgebaut haben, er ist die Perversion der Arbeit. Dennoch ist Soldat zu sein auch ein Beruf. Die sinnlose Freizeitbeschäftigung der jungen Soldaten, ihre Übungen in Gewalt, die Fähigkeit, Bedürfnisse des eigenen Körpers zu missachten reflektiert Romuald Karmakar in Coup de Boule. Der Zustand, den dagegen Janko Baljak in The Crime That Changed Serbia aufzeigt, ist typisch für Gesellschaften nach verlorenen Kriegen. Die ehemaligen Soldaten kommen im Zivilleben mit seinen vergleichsweise komplizierten Strukturen nicht zurecht.


(Das detaillierte Filmverzeichnis enthält das Programmheft der 4. Werkleitz Biennale.)
Bereich Performance
Kurator: Ray Langenbach (Kuala Lumpur)

KünstlerInnen und Kurator im Bereich Performance von real[work] kommen sowohl mit unterschiedlichem kulturellen und ökonomischen Hintergrund nach Werkleitz als auch mit verschiedenen Vermittlungsansätzen und Inszenierungstechniken. Ihre Arbeit leitet sich von differierenden soziopolitischen und kulturellen Ökonomien beiderseits der Trennlinie der kolonialen Ära ab – jene Trennlinie, die immer noch weitgehend die globalen ökonomischen Beziehungen definiert. Durch die vorangegangene kuratorische Auswahl von Boris Nieslony und Ray Langenbach in diesem Jahr wurde die Werkleitz Biennale zu einer stetigen Plattform für Performance aus dem asiatischen Bereich in Europa. Die Entwicklung der Performance-Kunst ist nicht nur in Südostasien, sondern auch allgemein an das Wachstum der Metropolen und an die Notwendigkeit von sozialem Aktivismus vor dem Hintergrund einer postkolonialen Situation gebunden. Neben der kuratorischen Prämisse für den Bereich Performance von real[work], die sich auf nicht-entfremdete Arbeit bezieht, gibt es einen Untertitel mit der ethischen Frage nach "echter Arbeit" (realwork).

Chumpon Apisuk (Bangkok, Thailand) hat gesellschaftlichen und politischen Aktivismus mit seinen künstlerischen Praktiken und Schriften verbunden – insbesondere in seiner Arbeit für HIV-positive Menschen und SexarbeiterInnen. Apisuks Arbeit beinhaltet so nicht nur die Produktion von Kunst, sondern auch die Produktion alternativer sozialer und politischer Institutionen auf der Grundlage universeller humanistischer Prinzipien.

Arahmaiani (Jakarta, Indonesien) richtet ihr Augenmerk auf die Auswirkungen globaler Nationalisierung und Militarisierung von Sexualität, auf weibliche Körper und Subjektivität. Arahmaiani nutzt dabei den Wunsch des Publikums zu sehen, zu wissen, zu berühren und zu besitzen. Meist beziehen ihre Darstellungen die Zuschauer als Komplizen ein.

Sándor Dóró (Dresden, Deutschland) ist Mitglied von Flexible X, einem Performance-Kunst Kollektiv. Dórós Arbeit scheint sich auf die tragische, groteske und gebrochene Geschichte zu beziehen, die auch im heutigen Dresden noch sichtbar ist . Er produziert eine Art absurder "Kausalitätsmaschine", in der sich der Performer als Handelnder, Beobachter und als Wirkung befindet.

Charles Garoian (State College, USA) hat nach einer anwendbaren und erläuternden Methodologie der Informationsverbreitung gesucht, die performative Taktiken und eine besondere Tradition kritischer amerikanischer Pädagogik verbindet. Garoian befragt seinen Körper (den Körper des Künstlers, den Körper des "ethnisch" Anderen) als Quelle historischer Erzählung: hier insbesondere die Erzählung über sein armenisches Erbe und den armenischen Holocaust.

Amanda Heng (Singapur) beschreibt die traditionelle Rolle der Frau im Hause, ihre endlose und sich wiederholende Arbeit, ihre Verdrängung als Migrationsarbeiterin, aber auch als Kindermörderin und zur Abtreibung Gezwungene. Kompromisslos enthüllt Heng matrilineare Strategien und Verschlüsselung. Sie präsentiert diese genetische Abfolge eingebunden in Erzählungen über Arbeit und Überleben.

Mike Hentz (Frankfurt a.M., Deutschland) arbeitet an der Schnittstelle verschiedener semiotischer Systeme. Seine Installationen, Projektionen, Performances und Publikationen (Mike Hentz Works, Salon Verlag, Köln, 1999) konzentrieren sich auf das Chaos audiovisueller und kinetischer Informationen. Für real[work] entwickelt er eine Performance mit dem Titel Schwarzarbeit.

Tehching Hsieh (New York, USA) thematisiert die Untrennbarkeit und Verwobenheit sozialer Verhaltensweisen, die im Alltag, in der Kunst und bei der Arbeit auftreten. Hsieh führt extreme Langzeit-Performances durch, in denen er sich als Kunst-Arbeiter vorübergehend in ein Milieu anderer Arbeitsformen versetzt: etwa als Fabrikarbeiter, der sich ein Jahr lang stündlich - das heißt 24 mal am Tag - mittels Stechuhr registriert. Am 31. Dezember 1999 endete sein "Dreizehnjahresplan 1986-1999", auf dessen Grundlage er unermüdlich Kunst produziert, aber nicht öffentlich ausgestellt hat.

Boris Nieslony (Köln, Deutschland), einer der Gründer von Black Market, ist Performance-Künstler, Archivar, Kurator, Erzieher und Bildhauer. Nieslony befasst sich einerseits mit der Problematik des Historismus – dem Erhalt und der Vergegenständlichung historischer Daten -, während er andererseits ephemerische Performances hervorbringt.

Bereich Internet
Kurator: Benjamin Heidersberger (Hannover)

Das Internet ist der Turbo des Informations- und Kommunikationszeitalters. Die weltweite Vernetzung schafft einen gemeinsamen Informationspool. Neue Kommunikationsmöglichkeiten machen die Produktion effektiver. Doch infolge der Globalisierung wird traditionelle Arbeit rar. Immer mehr kann von immer weniger Menschen produziert werden. Dabei ist noch nicht absehbar, ob beim Übergang vom Industrie- zum Informations- und Dienstleistungszeitalter genügend Arbeitsplätze geschaffen werden, um eine Teilung der Gesellschaft zu verhindern. Vor diesem Hintergrund verfolgt der Bereich Internet der 4. Werkleitz Biennale verschiedene Zielrichtungen: Es geht darum zu zeigen, wie das Internet den Begriff der Arbeit verändert. Wo verbessert es die Lebenssituation? Kann das Internet eine positive Rolle bei der Umgestaltung der Gesellschaft spielen oder ist es für wenige eine Gewinn und für viele ein Fluch?

Die fünf ausgewählten Projekten des Netart-Ausschreibungswettbewerbs werden während der 4. Werkleitz Biennale von einigen praktischen, teils kommerziellen Netzprojekten flankiert, die für die Umdeutung des Arbeitsbegriffes signifikant erscheinen. In Vorträgen und Gesprächsrunden stellen die verschiedenen Initiatoren ihre Vorhaben und Angebote zur Diskussion.

Ausgewählte Netart:

1. G.U.N. by O Canga¡o do Santo File http://www.kulturserver.de/home/canga
David Casacuberta und Marco Bellonzi, Spanien
G.U.N. nutzt das Internet als reines Distributionsmedium, um mit bekannten Tönen und Bildern neue und revolutionäre Slogans über Arbeit zu synthetisieren. Ergebnis ist eine amüsante Erforschung an sich inhaltsleerer Begriffe.

2. Fusion http://fusion.ok-centrum.at
Alexander Sokolov und Alexander Panov (Moskau), Martina Sparn (Berlin)
Seit einige Jahren macht Fusion in der Kombination von Internet, Print, elektronischen Medien und realer Redaktion vielfältige kulturelle Aktivitäten in verschiedenen Regionen der Welt transparent. Dass dieser elektronische Infoservice auf menschlicher Koordination beruht, wird während des Festival ein Work-In-Progress vor Ort verdeutlichen.

3. Verybusy http://www.verybusy.org
Stephan (Spiv) Schröder, Leipzig
Verybusy.org ist ein offener Container als Softwarestruktur, der Netzkunstanbieter mit Netzkunstinteressierten an einem rein virtuellen Ort im Internet zusammenbringt. Die Inhalte sind nicht durch die Subjektivität einer Redaktion – wie bei Fusion – eingeschränkt.

4. Netzkunst-Generatoren http://www.obn.org/generator
Cornelia Sollfrank, Hamburg
Der Netzkunst-Generator rollt die grundsätzlichen Fragen der [Netz-]kunst auf. Was bedeutet es, wenn kein/e AutorIn (KünstlerIn) mehr auszumachen ist. Mit welchem Material arbeitet die Netzkunst und welche neue Formen ergeben sich daraus? In welchem Kontext muss Netzkunst stattfinden, um als solche identifizierbar zu sein? Wer hat überhaupt Zugang zu ihr?

5. TM http://www.kulturserver.de/home/TM
Emilia Telese und Tim Didymus, Brighton
Das Projekt TM bezieht sich unmittelbar auf die spezifische Dynamik des Mediums Internet, insbesondere hinsichtlich der neuen Ressourcen Teleworking und Heimarbeit. Die permanente Bewegung im Netz produziert so etwas wie Lust an der Veränderung. Dabei werden Prozesse in Gang gesetzt, die nicht kontrollierbar sind, deren Ausgang offen ist.

Ausgewählte begleitende Praxisprojekte

1. Mit Freizeit Geldverdienen durch Webcams http://www.frauenwg.de
Moni Vivian, Detlef Kruse, Horneburg
Rund um die Uhr beobachten 24 Internet-Webcams vier Frauen, die in einer Wohngemeinschaft leben. Gegen Bezahlung können virtuelle BesucherInnen mit den Bewohnerinnen chatten. Obwohl FrauenWG eine kommerzielle Produktion ist, sind die Grenzen fließend, da das Projekt den Begriff von Arbeit und Freizeit umkehrt.

2. Arbeitschancen durch Qualifizierung in den Farvellas Brasiliens http://www.cdi.org.br
Rodrigo Baggio, Rio de Janeiro
CDI ist eine gemeinnützige Organisation, die sich zur Aufgabe gemacht hat, junge Menschen aus Armut und sozialer Abgrenzung zu befreien. Dies geschieht durch die Vermittlung von Computerkenntnissen in eigens dazu eingerichteten Schulen. In 130 brasilianischen Kommunen haben sich mittlerweile mehr als 35.000 Studenten - hauptsächlich Kinder und Jugendliche aus den Slums - eingeschrieben.

3. Arbeit und Psyche http://www.inita.de
Matthias Sell, Hannover
Im Verlauf der technologischen Entwicklung, der Automatisierung, des Internets werden sich eine neue Rationalität und neue Formen der Individualität in der Gesellschaft durchsetzen. In einem Vortrag geht Matthias Sell auf Folgen für die psychische Entwicklung und das persönliche Gleichgewicht ein.

4. Freenet http://freenet.sourceforge.net
Ian Clark, Edinburgh
Freenet ist eine gleichberechtigtigte Netzwerkanwendung, die Veröffentlichung, Erwiderung und Aufnahme von Daten erlaubt, während die völlige Anonymität von Autoren und Lesern gewahrt bleibt. Ein Verortung des Informationsursprungs ist genauso unmöglich wie die Kontrolle über den Inhalt einmal gesetzter Mitteilungen. Freenet ermöglicht die Abschaffung jeglicher Zensur im Netz.





Publikationen
Workbook mit theoretischen Texten, Katalog für den Bereich Bildende Kunst, Videoedition der Performances
ISBN 3-00-006306-4


Hauptförderer
Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt, Regierungspräsidium Halle; Stiftung Kulturfonds, Berlin; Kunstfonds e.V., Bonn; Ostdeutscher Sparkassen- und Giroverband gemeinsam mit der Kreissparkasse Schönebeck; ÖSA Öffentliche Versicherungen Sachsen-Anhalt; NORD/LB; Mitteldeutsche Medienförderung GmbH Leipzig; Auswärtiges Amt Berlin




Weitere Informationen: http://www.werkleitz.de/realwork

Festivalleitung: Peter Zorn, Tel. +49 39298 675-0, email: pz@werkleitz.de
Öffentlichkeitsarbeit: Joachim Penzel, Tel. +49 39298 675-0, email: Joachimpenzel@aol.com

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