Armin Chodzinski
Revisionsbüro, 2000
Armin Chodzinski arbeitet nach einem Praktikum seit 1999 bei einem großen Handelsunternehmen. Die in einem Vortrag anlässlich einer Ausstellung in einer Grafik getroffene Aussage Armin Chodzinski muss ins Management kündigte diese Entscheidung an. Sie stand vor dem Hintergrund der eigenen Überlegung, dass für ihn Nachdenken und mögliche Kritik an wirtschaftlichen Prozessen nur im Zusammenhang mit praktischer Erfahrung in diesen möglich sind. Ein weiterer Beweggrund war Beobachtung dessen, dass sich die Wirtschaft der Kunst bedient, sowie die Frage danach, an welcher Stelle die Verantwortung des Künstlers über die in den eigenen Arbeiten angestossenen Fragestellungen aufhört.
Chodzinski hat in der Bushaltestelle in Werkleitz ein offenes Büro eingerichtet. Bestandteil der Einrichtung dieses Büro ist unter anderem sein eigener Schreibtisch, der für ihn als Gedankenstütze seiner Überlegungen dient. Als ausrangiertes Büromöbel aus der Vorstandsetage des Handelskonzerns, bei dem er arbeitet, hat er den Schreibtisch entsprechend seiner jeweiligen Funktionsansprüche und Erkenntnisse nach und nach umgebaut. Die Bedeutung der verarbeiteten Materialien hat hier durchaus symbolische Relevanz, so besteht die Arbeitsplatte aus Buchenholz, während die Kanten aus repräsentativem Eichenholz bestehen. Das Büro wird während selbstgestellter Kernzeiten und darüber hinaus den Besuchern offenstehen. Unter wechselnden Tagesthemen, die auf Handzetteln bekanntgegeben werden, wird Armin Chodzinski in seinem Büro zum Gespräch zur Verfügung stehen. Er stellt verschiedene Thesen und Praktiken zur Diskussion und bietet durch die eigene Anwesenheit die Möglichkeit zu Gesprächen. Zudem stellt er Themen wie beispielsweise die repräsentative Funktion von Armbanduhren innerhalb einer betrieblichen Personalstruktur, Bewerbungs- und Evaluationssgespräche und den eigenen Handlungsspielraum innerhalb eines Unternehmens und letztendlich eines etablierten Wirtschaftssystems zur Debatte.
Als weiteren Beitrag zur 4.Werkleitz Biennale hält er am Samstag um 14.30 Uhr in der Gaststätte zur Post einen multimedialen Vortrag mit dem Titel Mythen, Manager und Melonen - ein Bericht aus der gesellschaftlichen Praxis, in dem er künstlerische und unternehmerische Tätigkeit vergleicht. Armin Chodzinski wird ebenfalls an der Podiumsdiskussion am Donnerstag um 17.30 Uhr teilnehmen.
Armin Chodzinski
geboren 1970 in Hamburg lebt und arbeitet in Hamburg 1992-98 Hochschule für Bildende Künste Braunschweig 1998 Postgraduierten Stipendium, Forschungsprojekt: Revision. Das Verhältnis von Kunst und Ökonomie, HBK Braunschweig 1999 3monatiges Praktikum SPAR Handels AG (Betriebstechnik und -einrichtung, Einkauf, Vertrieb und Personalentwicklung) 1999 Projektberater Unternehmensentwicklung der SPAR Handels AG Seit April 2000 Assistent der Geschäftsleitung eines Handelskonzerns 1995 Ausstellung "Kleine Universen" in Braunschweig (mit Hannes Kater und Hinrich Schmieta) 1996 Seminarleitung: Vermittlung von zeitgenössischer Kunst. AG KunstlehrerInnen, Schleswig-Holstein 1998 Veranstalter der Podiumsdiskussion: 'Autonomie vs. Social competence' (Marius Babias, Hannes Böhringer, Thomas Huber, Raimund Kummer und Stephan Schmidt-Wulffen) HBK Braunschweig 2000 Referent Symposium des Bundes deutscher Kunsterzieher (BDK), Berlin Veröffentlichungen (Auswahl): Das innere Leuchten checken. Hrsg. Armin Chodzinski/Hannes Kater, HBK Braunschweig 1997 Ökonomie in: 'Gastspiel' Hrsg. Michael Glasmeier ... - Düsseldorf, 1998. Wider das selbstmitleidige, egozentrische Heulen in: 'beschreiben - zum beispiel eine kunsthochschule.' Hrsg. Michael Schwarz - Braunschweig/Köln 1999; Abwasch und Consulting in: 'starship Nr. 3.' Berlin 1999 Revision - Zeitung für Kunst und Ökonomie. Hrsg. Armin Chodzinski - 4 Ausgaben seit 1998