Janko Baljak, YU
"Vidimo se u citulji - The Crime that Changed Serbia"
YU 1995, Video, 35:00 min, col
Janko Baljak's The Crime that Changed Serbia beschäftigt sich generell mit der Thematik des Verbrechens. Seit dem Beginn des Krieges in Bosnien hat die Kriminalität in Serbien dramatisch zugenommen. Der Dokumentarfilm zeigt den Boom, den der Waffenhandel nach den UN-Sanktionen gegen Jugoslawien erfahren hat und stellt eine direkte Verbindung zu der Verdoppelung der kriminellen Delikte in den ersten Kriegsjahren her.
Der Film setzt sich aus Ausschnitten aus Interviews mit den führenden Vertretern von kriminellen Organisationen zusammen, die in dieser Zeit aktiv waren. Es werden ebenfalls Interviews mit Polizisten gezeigt und Bilder, auf denen die Mitglieder krimineller Organisationen in voller Bewaffnung zu sehen sind. Das kriegsgeschüttelte Serbien ist eine frustrierte Nation. Junge Menschen realisieren, dass ihre Zukunft Armut, Unsicherheit und Angst bereithält. Wie in vielen Städten ehemals kommunistischer Länder, sind die Menschen leicht vom Geld, Glanz und den Vorteilen der Mitgliedschaft in einer Bande zu beeindrucken. Abgesehen davon fehlt es an attraktiven Alternativen in einer Gesellschaft, die um die Menschen herum zusammenbricht und in der die Lebensstandards dramatisch fallen. Mitglied der jugoslawischen Mafia zu sein, verleiht ein Gefühl der Sicherheit, in einer Zeit in der die Mafia tatsächlich das einzige stabile Moment serbischen Lebens darzustellen scheint. In den Worten eines der Interviewten: Jeder junge Mann in Serbien träumt davon, für wenigstens fünf Minuten Teil der Gang zu sein. Die gleiche Person fügt an: Sterbliche (das heißt normale Menschen) werden in ihrem ganzen Leben nicht das erfahren, was einer von uns an einem einzigen Tag erlebt. Die Vorstellung von Kapitalismus als einer Jagd nach dem schnellen Geld und Profit ohne eigentlich produktiv arbeiten zu müssen, ist ein weiteres Motiv, in illegale Geschäfte einzusteigen. Es ist eine Generation, die Alles will und das möglichst sofort.
Janko Baljak
1965 geboren in Belgrad, Jugoslawien. Abschluß in Film- und Fernsehregie an der Faculty of Dramatic Arts in Belgrad. Seine Filme gewannen diverse Preise auf verschiedenen internationalen Festivals. Seine Episode aus der Anthologie "What are you doing tonight?" (1988) wurde für den 18. Oscar in der Rubrik Bester Ausländischer Studentenfilm nominiert. Baljak ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Faculty of Dramatic Arts in Belgrad im Bereich Film-und Fernsehregie. Auswahl Festivals und Preise: FIPA (Festival international de programmes audiovisuels), Biarritz, Frankreich, Januar 1996 Mediawave (Internationales Festival der Bildenden Künste), Gyor, Ungarn, Mai 1996 1. Preis "North-South", Genf, Schweiz, Mai 1996 Ethnically Clean 1998 (Doc) Bester Dokumentarfilm: the 45th Festival of Yugoslav documentary and short film, Belgrad, März 1998 3. Amnesty International Film Festival, Amsterdam, Holland, September 1998 Balkan Answer (the festival of video art from the former Yugoslavia), St. Petersburg, Russland, Dezember 1998 Tobacco Road, 1998 (Doc) 02:06 - the anatomy of pain, 2000 (Doc), Grand prix 47. Festival of Yugoslav documentary and short film Belgrad, Jugoslawien, Yu Fipresci Award Prix Circom Regional, Potsdam 2000