Stephan (Spiv) Schröder, D
Verybusy.org
Verybusy.org ist als Katalysator und offene Bibliothek einer seit wenigen Jahren bestehenden, aber unzureichend erschlossenen Netzkunstszene konzipiert. Im Gegensatz zu früheren Versuchen offener Plattformen, wie BBS (Bulletin Board Systems), die nun zehn Jahre zurückliegen profitiert Verybusy.org von einer wesentlich reiferen Infrastruktur. Verybusy.org ist somit ein Rückgriff in die späten 80er Jahre, gleichzeitig soll der Server aber den Bedürfnissen des 21. Jahrhunderts gerecht werden und die Aufgaben einer modernen Suchmaschine für Netzkunst erfüllen. Der Brückenschlag ist dabei, dass Verybusy.org nicht Contentprovider sondern Contextprovider ist.
Das Ziel von Verybusy.org ist zum Einen, Einstiegspunkt für Netzkunstinteressierte zu sein, zum Anderen, die wichtige Arbeit des Katalogisierens und Dokumentierens dieser Kunstform aufzunehmen. Wie viele der, öffentlich in die Datenbank eintragbaren, Netzkunstprojekte selbst spiegelt Verybusy.org immer nur eine Momentaufnahme wider. Das bedeutet zum Einen, dass ein Anspruch auf Vollständigkeit nie gegeben sein kann, und aus technischer Sicht zum Anderen, dass nicht die Netzkunstprojekte selbst, sondern Verweise auf diese archiviert werden. Das physikalische Kopieren und Archivieren von Netzkunstprojekten, etwa auf CD-ROM hätte bereits im Moment des Duplizierens jeglichen Aktualitätsanspruch verloren. Es geht also nicht darum, einen statischen Bestand zu publizieren, sondern vielmehr, die dynamischen Qualitäten des Netzes auszunutzen.
Verybusy.org versteht sich als ein Container, welcher durch die dezentrale Eingabe der Netzkunstszene beständig erweitert und bereichert wird. Um so weniger die Plattform einen Anspruch auf Vollständigkeit legen kann, um so mehr richtet sich die Aufmerksamkeit der Aktualität und Qualität der Datenbankeinträge. Die Qualität im Einzelnen unterliegt der subjektiven Ansicht des Benutzers, der Einträge in die Datenbank vornimmt. Die ganzheitliche Qualität des gesamten Datenbestandes leitet sich jedoch aus der Gesamtheit der Benutzer ab. Nach Kant definiert sich Objektivität durch Intersubjektivität.
Der Inhalt der Projekt-Datenbank ist weder durch automatische und damit kontextlose Suchroboter aufgeblasen, noch durch die Subjektivität einer einzelnen Redaktion eingeschränkt. Die Maxime der offenen Plattform ist Autonomie, die Besucher des Servers sind zugleich Produzent als auch Konsument, Benutzer und Redaktion. Verybusy.org ist so gut oder so schlecht wie seine Benutzer die Qualität der Einträge ist somit direkter Spiegel der aktuellen Netzkunstszene.
Stephan (Spiv) Schröder
Geboren am 21.04.1975 in Magdeburg 1993 Abitur seit 1990 unter dem Namen Spiv im Bereich der Computergrafik tätig 1992-96 Grafiker/Designer in der Computerdemoszene, Infect (Amiga) 1995 Praktikum bei DeTeCSM, deutsche Telekom ComputerService, Magdeburg seit 1995 Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig, Fachbereich Medienkunst seit 1996 aktiv als Programmierer und Webdesigner, sowohl im Kunst- und Clubkontext (Distillery) als auch für zahlreiche Agenturen tätig (Projekte unter: www.spiv.de) seit 1997 Fachklasse für Medienkunst, Prof. Helmut Mark seit 1999 Tutor für Internetprojekte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig Projekte, Ausstellungen, Preise: 1993 The Party Gathering, Congress Center, Aars,/Denmark; 5. Preis Amigademo Harmagedon, Gruppenarbeit mit schwedischen Programmieren und Musikern 1997 labland, medialab E+A, Leipzig </BODY> - visual identity on the net 1998 Minimalisms, 5. Festival der Berliner Gesellschaft für Neue Musik in Kooperation mit der Akademie der Künste, Berlin und N-TV, Programmierung der Infoterminals 1999 StudioInferno, Rundgang, HGB Leipzig;
1. Preis des Rektoratskollegiums 1999 DigSaX 99 / 2. Preis des Design-Award www.digisax.de spiv@hgb-leipzig.de