Franka Hörnschemeyer
MSE 500, 2000
Gebäude, ihre Fassaden und Grundrisse, zeigen wie Menschen leben, arbeiten und sich im Alltag organisieren. Auch die in den Bauten verarbeiteten Materialien geben Auskunft über die Befindlichkeit einer Gesellschaft und ihre Prioritäten. Franka Hörnschemeyer verarbeitet aufgrund dieser Erkenntnis seit Beginn ihrer künstlerischen Arbeit Konstruktions- und Baustoffe wie Gipskartonplatten und Schal-Elemente, das heißt Materialen, die als Norm-Einheiten für die Bedürfnisse schneller, rationeller Bauweisen entwickelt wurden.
Die Arbeit MSE 500 bezieht sich auf das Konsumgebäude, den heutigen Sitz der Werkleitz Gesellschaft. Für die Konstruktion und den Grundriss ihrer Arbeit hat Franka Hörnschemeyer Daten und Informationen aus verschiedenen Nutzungsphasen des Gebäudes verwendet. Gebaut als Scheune eines landwirtschaftlichem Betriebs im 19. Jahrhundert, wurde das Gebäude in den 70er Jahren in zweijähriger Feierabendarbeit zur Schule umgebaut. Als die Schule wegen zurückgehender Geburtenzahlen bereits 1980 geschlossen werden musste, war sie nur 5 Jahre genutzt worden. Die noch frisch instandgesetzten Räume wurden dann zur Unterbringung des Kindergartens genutzt, bis nach der Wende aufgrund gekürzter Mittel die Aufrechterhaltung eines separaten Kindergartens nicht länger möglich war. Eine Nutzung als Gemüsehandel und darauffolgend als Konsum schloß sich an. Nach der Schließung des Konsums 1995 zog 1996 die Werkleitz Gesellschaft in das Gebäude ein. Die Arbeit greift die Komplexität vergangerer Strukturen und Nutzungen in abstrakter Form auf und stellt sie als sichtbares Resultat in den Außenraum. Ein Gespräch mit der ehemaligen Lehrerin der Schule Renate Koch und der ursprünglichen Besitzerin des Gebäudes Regina Schröder war eine wesentliche Grundlage für die Konzeption der Arbeit und ist in einer Zusammenfassung in der vorab erschienen Publikation zur Biennale mit dem Grundriss der alten Schule und der Arbeit abgedruckt.
Franka Hörnschemeyer
1958 in Osnabrück geboren lebt und arbeitet in Berlin 1987/88 DAAD-Stipendium New York 1992 Karl Schmidt-Rottluff Stipendium Einzelausstellungen (Auswahl): 1997 Galerie Rolf Ricke, Köln; Franka Hörnschemeyer, Lawrence Weiner, Tim Zulauf; Galerie Erika & Otto Friedrich, Bern 1998 Galerie Andreas Binder, München; Galerie Reinhard Hauff, Stuttgart Gruppenausstellungen (Auswahl): 1997 "fishing for shapes" Künstlerhaus Bethanien, Berlin 1998 "Poseidon's Auge" Europäischer Kulturmonat, Hafenbecken Linz; "Minimal-Maximal" Neues Museum Weserburg, Bremen (Kat.) 1999 Kunstmuseum Baden Baden; Museo de Santiago del Compostela; Collection 99; Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig; "Neues Gestirn" Consortium, Amsterdam 2000 "City-Index" Kunsthaus Dresden; "...räumen..." Kunsthalle Hamburg; "Sur-Face", Foe 156, München Öffentlicher Raum: "Kiosk und Doppelgänger" Landesversicherungsanstalt, Münster, Realisation 1996-1998 "Anlage S898" Deutscher Bundestag, Paul-Löbe-Haus, Berlin, Realisation 1998-2000